Zweifelhafter Hoffnungsträger Triple Play

Selbst Optimisten glauben nicht, dass sich mit Fernsehen, Telefonieren und Surfen über ein einziges Breitbandnetz das schnelle Geld machen lässt. Am schlimmsten leidet die Deutsche Telekom unter den falsch gestellten Weichen.

Kommentar – Nach vielen vergeblichen Anläufen soll der deutsche Markt nun endlich reif sein – reif für Triple Play: Fernsehen, Telefonieren und Surfen über ein einziges Breitbandnetz. Im Rennen sind fast alle, von Kabelnetzbetreibern wie Kabel Deutschland, Internet-Dienstleistern wie 1&1 bis zu Mobilfunkern wie O2. Ganz vorne stürzt sich die Telekom mit ihrem T-Home-Angebot in den noch unreifen Markt.

Die Telekom hat allein für die VDSL- und Glasfaser-Infrastruktur rund drei Milliarden Euro bezahlt. Bezahlt werden müssen aber auch der Zugriff auf 1200 namhafte Filme für das Video-on-Demand-Konzept inklusive Abrechnungs- und Übertragungstechnik, die Rechte für die Bundesliga-Übertragung und das Paket des Bezahlsenders Premiere sowie die Einbindung von 100 Fernsehsendern inklusive ARD und ZDF. Weitere Kosten entstehen durch Hard- und Software wie die Settop-Boxen und Lizenzgebühren an Plattformanbieter Microsoft. Nach Berechnungen der Analysten von Forrester Research wird die Deutsche Telekom jedoch bereits auf Grund der aufwändigen VDSL-Infrastruktur in den nächsten zehn Jahren mit jedem Triple-Play-Nutzer 1330 Euro Verlust machen.

Wenn sich diese Investitionen auszahlen sollen, muss sich die Telekom das Geld von den Kunden holen. Vor zwei Jahren ermittelte die Unternehmensberatung Mercer, dass Konsumenten bereit sind, für innovative Triple-Play-Dienste bis zu etwa 20 Euro mehr zu bezahlen. Falls das jemals richtig war, so hat sich der Wind deutlich gedreht. So fanden die Marktbeobachter von Forrester Research heraus, dass Triple Play für deutsche Nutzer nur interessant ist, wenn sich damit die monatlichen Kosten für Telefon, Fernsehen und Internet senken lassen.

Beispiel T-Home: Dort kostet das DSL-Einstiegspaket 60,84 Euro im Monat. Ab März 2007 sind es fünf Euro mehr. Die schnelleren VDS-Pakete schlagen monatlich mit 80,84 Euro beziehungsweise 90,84 Euro zu Buche. Hinzu kommen Einmalzahlungen von 100 Euro für die Hardware und 50 Euro für die Installation. Viel zu teuer, wie Fachleute meinen, die empfehlen, den Markt durch kostenlose Settop-Boxen zu subventionieren. Denn dafür bekommen die Nutzer im Einstiegsangebot nicht mehr, als viel längst haben. Flatrates für Telefon- und Internet-Anschluss sowie Fernsehen. Alles andere wird extra abgerechnet. Jedes Anschauen eines Films (Pay per View) kostet ein bis vier Euro. Bundesliga und Premiere gibt es in der langsamen Einstiegsklasse gar nicht, bei den teuereren VDSL-Paketen wird es extra berechnet, was natürlich auch für die Filme der Pay-TV-Sender gilt, die hier im Komplettpaket mit angeboten werden.

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Neueste Kommentare 

7 Kommentare zu Zweifelhafter Hoffnungsträger Triple Play

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  • Am 18. Dezember 2006 um 11:29 von burstmode

    Landflucht verpasst?!?
    Es scheitert wieder mal an der Abdeckung – die Leute die es sich leisten können verlassen die Ballunsräume und Innenstädte und ziehen aufs Land. Und? Netzausbau?? Fehlanzeige!!! Die zahlungsfähige Klientel wird abgehängt….weil u.a der rosa Riese zu unflexibel ist mitzubekommen wo die Leute leben die den tollen Medienspass bezahlen könnten – und würden, wenn Sie es denn bekommen könnten. Holen werden Sie es sich nicht – man muss mit der "Steckdose" schon zu ihnen gehen….

  • Am 17. Dezember 2006 um 20:49 von blabla

    3mrd. € bezahlt wo hin den=?
    das stimmt garnicht das die 3mrd. bezahlt hätten weill die erst nur in 10 std. ausgebaut haben und der rest ünter bedingung an die regiuerungsfreistellung gebunden.

    ALSO liebe Autoren zukünftig besser recherchieren und keinen lügen in die welt setzten

  • Am 16. Dezember 2006 um 15:51 von Der Skeptiker

    Es geht doch nur ums Geld
    Triple Play bedeutet für den Kunden: Einmal Grundgebühr und dreimal Leistung. Das wäre auch gerecht, da nur einmal die Fixkosten für die Verwaltung des Kunden anfallen und nur einmal der ANschluss-Aufwand da ist.

    Es muss also billiger werden, oder?

    Tatsächlich versucht man beim Kunden mehr Geld abzuholen. Triple Play als Umsatzbringer? Wer hat denen denn das geraten.

    Triple Play kann nur zum Kostensenken und zur Vereinheitlichung der Kundenstuktur eingesetzt werden. Wer den Telcos etwas anderes gesagt hat, der hat wider besseren Wissens gehandelt.

    Also: Weg mit den dreifachen Grundgebühren und her mit vernünftigen Triple Play Angeboten. Dass dabei natürlich wieder 30.000 Telekom-Mitarbeiter entlassen werden müssen, steht auf einem anderen Blatt.

  • Am 16. Dezember 2006 um 11:43 von Michael

    Glasfaser besser genutzt ….
    Hätte sich die Telekom darauf verlegt, die Gebiete mit Glasfaseranbindung (OPAL) DSL-fähig zu machen, dann wäre damit ein sicherere Geldquelle entstanden. Wer so schon kaum Zeit zum Fernsehen hat und von den Wiederholungen und dem nicht gerade hohen Niveau vieler Sendungen eher genervt ist, wird nicht 80 Euro dafür ausgeben, auch nur das Gleiche sehen zu können. Das fehlende DSL in den Glasfaser-versorgten Gebieten ist dagegen ein echter Mangel und der wird sich durch terrestriche Gegebenheiten (Dörfer über Berge und Täler verstreut) auch wenig mit WIMAX lösen lassen. Aber scheinbar hat die Telekom gedacht, dass die Investition in ein zentrales Glasfaser-Netz für VDSL für Großstädte mehr bringt. Recht so, wenn sie jetzt damit Verluste erwirtschaftet, weil sie ein paar teuren Analytikern auf den Leim gegangen ist und ihre eigenen Kunden – die immer noch auf DSL warten – einfach vergessen hat.
    Statt dessen schickt sie diesen Kunden personalisierte (!) Werbung für DSL – ein Angebot, welches sie gar nicht um setzen kann – oder besser – will.
    Sowass ist eigentlich schon etwas für einen Rechtsanwalt.

  • Am 15. Dezember 2006 um 15:06 von Michael Jansen

    Überzeugt von Triple Play
    Ich bin zu 1&1 gewechselt, zu dem Angebot 3DSL: Schnellstmögliche DSL-Verbindung (in meinem Fall 16.000 kbit/s), Internet-Flat, Telefon-Flat ins deutsche Festnetz sowie Movie-Flat, obwohl diese eigentlich nicht so sehr erwähnenswert ist, aber umsonst nimmt man dieses Angebot gerne an.

    Ich bin von meinem Provider überzeugt, und wir sparen jetzt monatlich viel Geld.

    Das Einzige, wo T-Com 1&1 voraus ist, ist der Support.

    Aber für den bezahle ich nicht 80 Euro mehr im Monat und nehme einen schlechteren Tarif.

    Triple Play ist für mich zukunftsweisend und ich kann es nur empfehlen.

  • Am 15. Dezember 2006 um 15:01 von Rolf

    Nutzen
    Für Kabelfernshen, Telefon, Internet gibt der Kunde schon immer einen betrachtlichen Betrag aus.

    Mit triple Play gibts alles aus einer Hand und die Preise sind transparenter und nicht teurer als zuvor.

    Vorteile: Video on Demand (kein Gang zur Viedothek mehr), integrierter Festplattenrecorder, weniger Geräte zu Hause usw.

    Das Geld wird einfach neu verteilt und Gewinner werden die Telekominikations Unternehmen sein.

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